Chronik

Chronik „Bürgerschützen-Verein Kirchlinde 1896 e.V.“


Im Original vorhandene Protokollbücher, Aufzeichnungen, Zeitungsberichte, Angebote und

Rechnungen zum ersten Schützenfest der Vereinsgeschichte am 26. 27. und 28. Juni 1896, ja
selbst im Original vorhandene und für die einzelnen Veranstaltungen unterschiedliche Eintrittskarten
sowie die gesamte „Correspondenz betreff Schützenfest 1896“, die Mitgliederliste
und das Kassenbuch von 1896 sowie die Korrespondenz von 1904 und 1913, der danach folgenden
Schützenfeste und das Protokollbuch von 1933 bis 1943 sollen Grundlage dieser Chronik sein.

Erzählungen älterer Vereinsmitglieder und eigene Erlebnisse des Verfassers runden diese Chronik ab.
Anlässlich des 1000jährigen Bestehens der Gemeinde Kirchlinde im Jahre 1896 sollte in einem
1.500m2 großen Festzelt ein Schützenfest auf der Brühsermannschen Wiese (heute Schulte-Frohlinde)

an der Rahmer Straße gefeiert werden. Wie sich durch neuzeitliche Recherchen jedoch heraus stellte,

fand diese Jubiläum 14 Jahre zu spät statt.
Zur Organisation und Durchführung dieses Festes trafen sich zehn angesehene Kirchlinder
Bürger sowie die Vertreter von zehn Kirchlinder Vereinen. Die interessierten Vereine waren:

• Gesangverein Zollern
• St. Josefsverein
• Knappenverein „St. Barbara“
• Turnverein 1889
• Knappenverein „Glück auf“
• Junggesellenverein
• Evgl. Arbeiterverein
• Polenverein
• Kriegerverein
• Freiwillige Feuerwehr

Das Amt des Vorsitzenden des Festausschusses übernahm der damalige Gemeindevorsteher
Brühsermann. Bereits am 15, Februar 1896 waren rege Tätigkeiten des Festausschusses zu
verzeichnen. Erstmals mit Datum 21. April 1896 wurde der Name „Schützenkomitee“ erwähnt.
Mit Rundschreiben dieses Datums sind 18 Mitglieder des Schützenkomitees zu einer
Versammlung am 25. April in das Lokal Pennekamp in Frohlinde geladen. Die Konstituierung
des Vorstandes ergab, dass der Gemeindevorsteher Brühsermann Vorsitzender des
Schützenvereins wurde. Somit ist der 25. April 1896 nachweislich als Gründungsdatum des
Vereins fest geschrieben. Überlieferte Informationen besagen, dass der Verein schon lange
vor diesem Datum bestand, jedoch fehlt hierüber der rechtliche Nachweis. Auch in alten Kirchenbüchern
ist hierüber keine Eintragung zu finden.
In verschiedenen Kirchlinder Lokalen ausgelegte Einschreibungslisten hatten eine große Resonanz.
Mit insgesamt 631 eingeschriebenen Mitgliedern – von Arendt, Friedrich bis Zelesnik,
Karl – hatte der Verein eine stattliche Mitgliederzahl. Die Veteranenkompanie hatte wohl
die größte Anzahl von Mitgliedern, denn ihr wurde jeder zu geteilt, der älter als 50 Jahre war.
Zur Wahrung des Schützengedankens und für eine einheitliche Ordnung – auch zum Ablauf
des Schützenfestes – erarbeitete der Vorstand eine Satzung mit 23 Paragraphen.
Die Vorbereitungszeit zur Festgestaltung war sehr kurz. Gesuche, Offerten, Verträge und Einladungen
musste geschrieben, gesichtet und unterschrieben werden. Zur musikalischen Unterhaltung
verpflichtete man aus acht Bewerbern – auch aus Wesel, Köln und Münster – die Giesenkirchen’sche
Kapelle aus Dortmund. Aus den Unterlagen geht hervor, dass diese Kapelle
für drei Tage pro Musiker 19,00 Mark und der Kapellmeister das Doppelte erhielt. Dafür
wurde aber auch von der Kapelle „ausgezeichnete“ Musik garantiert.
Es war nicht einfach für den Vorstand, ein Offizierskorps, Ehrendamen und Ehrenjunker zu
gewinnen. Fast jede dritte Anfrage kam mit der Antwort „Nein“ zurück. Aber trotzdem, Mitte
Mai stand das Offizierskorps fest mit:

• General: Wilhelm Bäcker
• Oberst: Theodor Sümpelmann
• Oberstleutnant: Wilhelm Schumacher
• Major: Georg Streicher, sowie fünf Hauptmännern.

Dies waren: H. Trottenberg, O. Leffler, A. Wallis, G. Dietzel und Fahrsteiger Gabel.
Zu ihnen gesellten sich acht Adjutanten.
Wesentlich schwieriger war die Zustimmung von jungen Kirchlinder Damen zu erhalten, um
als Ehrendame während des Schützenfestes bereit zu stehen. Fünfundzwanzig Anfragen verschickte
der Vorstand, nur dreizehn Damen sagten zu. Von sechs ausgewählten Ehrenjunkern
stellten sich nur drei zur Verfügung.
Der auch schon damals geschäftstüchtige Vorstand sorgte im Bereich des Festzeltes mit der
Aufstellung von:
1 Karussell
1 Schaukel
2 Schießbuden
1 Blumenbude, sowie Konditoren- und Zuckerwerkbuden für Kurzweil der Besucher. Für alle
drei Festtage gab es unterschiedliche Eintrittskarten, die uns heute noch im Original vorliegen.
Es gab Fest-, Ball- Concert- und Concert- / Ballkarten. Die Preise lagen zwischen 0,50
Mark und 2,00 Mark. Insgesamt verkaufte der „Cassierer“ 1728 Eintrittskarten.
Als erfolgreicher Königsschütze zeichnete sich der Kaufmann Josef Becker, der mit Frl. Maria
Einhaus, genannt Wortmann, das erste Königspaar des BSV Kirchlinde sein sollte. Als
Geschenk erhielten die Königin ein Granat-Collier und der König einen Pokal aus Silber, der
heute im Vitrinenschrank des Vereins einen ehrenvollen Platz hat. Da ein Schützenverein ohne
eigene Fahne kein richtiger Schützenverein ist, stiftete die Gemeinde Kirchlinde unserem
Verein zum ersten Schützenfest eine Fahne. Sie wird heute, genau wie in den zurück liegenden
mehr als einhundert Jahren gehegt und gepflegt. Sie ist dekorativ im Fahnenschrank der
Schützenhalle aufgehängt. An dieser Stelle ein besonderen Dank an unseren mit 94 Jahren im
Jahre 1995 verstorbenen Schützenoberst Heinrich Bors, der schon 1934 Geschäftsführer und
ab 1935 gleichzeitig auch Schriftführer des Vereins war. In den Wirren der unglücklichen Zeit
versteckte er in seinem Haus unsere Fahne vor dem Zugriff fremder Mächte.
Der Schützenverein konnte es sich nicht leisten in regelmäßigen Abständen ein Schützenfest
zu organisieren, denn andere Kirchlinder Vereine wollten und sollten auch ihre Veranstaltungen
durchführen. Dieses Vorhaben hat auch schon damals nach erfolgten Absprachen untereinander
hervorragend geklappt.
Das zweite Schützenfest fand am 24., 25. und 26 Juni 1904 statt. Zunächst musste bei zehn
Vorstandsmitgliedern und den Mitgliedern des Offizierskorps schriftlich nachgefragt werden,
ob sie bei den Vorbereitungen mithelfen wollten. Lt. Schreiben vom 5. Februar 1904 waren
die zehn Mitglieder des Vorstandes zu einer Sitzung am 2. Februar nicht erschienen. Sie wurden
unmissverständlich darauf hingewiesen, dass die Schützensatzung von 1896 noch Gültigkeit
hat, und der Vorstand nach § 14 so lange in Funktion bleibt, bis der alte Vorstand aufgelöst
und ein neuer Vorstand gewählt wird. Der eindeutige Brief hat gewirkt. Alle betreffenden
Mitglieder sagten zu, und der Vorstand bestand wieder aus dreißig Personen.
Umfangreiche Vorbereitungen zur Gestaltung des Festes waren auch 1904 eine Selbstverständlichkeit.
Zur Vermeidung von Terminüberschneidungen wurde bei den anderen Kirchlinder
Ortsvereinen zwecks Durchführung eigener Veranstaltungen nachgefragt.
Nachfolgend aufgeführte Vereine haben ihr Erscheinen zum Schützenfest zugesagt:

• Knappenverein „St. Barbara“
• Turnverein „Für Kaiser und Reich“
• Knappenverein der Schlesier
• Turnverein „Sokol“
• Knappenverein „Glück auf“
• Turnverein Kirchlinde 1889
• Evgl. Arbeiterverein
• Junggesellenverein
• St. Josefsverein
• Polenverein „Prostep“
• Gesangverein „Germania“
• Polenverein „Marinus“
• Krieger- und Landwehrverein
• Freiwillige Feuerwehr

Wie schon 1896 so auch 1904 verschönte ein imposantes Feuerwerk das Schützenfest, diesmal
jedoch schon zu einem Preis von 200,00 Mark. Der Festzug muss durch ein buntes Fahnenmeer
marschiert sein, denn lt. Rechnung vom 30. Juni 1904 (Fa. C. Emmental) sind siebenundvierzig
Fahnenstangen zum Stückpreis von 75 Pfennig hergestellt und zusätzlich fünfundvierzig
Fahnenstangen zum Stückpreis von 30 Pfennig (Fa. Carl Martin) gestrichen worden.
Martin Gehring zu Kirchlinde lieferte für 20,00 Mark den Schützenvogel. Die bis dahin
größte Mitgliederzahl muss 1904 erreicht sein, denn siebenhundertzweiundzwanzig Schützenmützen
lieferte Fa. Kurt Köster, Kirchlinde, und Schreinerei Heinrich Granau, Kirchlinde,
lieferte vierhundertsiebzig Holzgewehre zum Stückpreis von 50 Pfennig. Außerdem reparierte
Heinrich Granau zum Stückpreis von 10 Pfennig noch einhundertzweiunddreißig Holzgewehre.
Leider ist aus dieser zeit keine Mitgliederliste vorhanden. Wir schätzen jedoch aufgrund
verschiedener Aufschriebe, dass der Schützenverein ca. siebenhundertfünfzig Mitglieder hatte,
eine Zahl, von der wir heute nur träumen können.
Als treffsicherer Schütze erwies sich 1904 der Brauereibesitzer Wilhelm Schumacher. Zusammen
mit Frau Gutsbesitzerin Philipine Sümpelmann waren beide ein ideales Königspaar.
Als Vereinsgeschenk lieferte Uhrmacher Wilhelm Nordmann dem König einen Silberpokal,
auch der steht heute im Vitrinenschrank der Schützenhalle. Der Uhrmacher Ewald Hoffmann,
ebenfalls aus Kirchlinde, lieferte für die Königin ein Granat-Collier nebst Granat-Armband
und Granat-Brosche. Für die musikalische Unterhaltung im Festzelt sorgte Kapellmeister
R. Merkert aus Dortmund mit seinen 24 Musikern. Diese Kapelle wurde aus sechs Bewerbern
der Vorzug gegeben. Es ist zu vermerken, dass gegenüber 1896 die Kosten pro Musiker 3,00
Mark höher lagen.
Auch zum Schützenfest 1904 gestaltete der Vorstand den Festplatz abwechselungsreich. Die
Bedingungen zur Vergabe von Stellplätzen an Kirchlinder Gewerbetreibende sind in schriftlicher
Form fest gehalten und garantierten neben Ordnung und Sauberkeit auch noch zusätzliche
Einnahmen für den Schützenverein, den es waren für je Karussell 65,00 Mark, Spielwarenbude
35,00 Mark, Schaukel 65,00 Mark, Blumenbude 10,00 Mark, Hypodrom 65,00 Mark,
Schießbude 35,00 Mark, Obstbude 10,00 Mark, Konditorei- und Zuckerwarenbude je 20,00
Mark zu entrichten. Wie nicht anders zu erwarten, konnte auch dieses Schützenfest nur mit
einem Kassenbestand von + /- 0,00 Mark abgeschlossen werden.
In der Schützensitzung vom 3. Mai 1913 fasste man den Beschluss, im selben Jahr vom 8, bis
10. August ein Schützenfest zu feiern. Unter dem Vorsitzenden Theodor Sümpelmann,
nach Gemeindevorsteher Eduard Brühsermann 1896 und Fahrsteiger Gabel 1904 der dritte
Vorsitzende des Vereins, wurden die entsprechenden Vorbereitungen getroffen. Entsprechend
der Satzung erfolgte die Wahl der dreißig Vorstandsmitglieder. Namentlich sind überliefert:

1. Vorsitzender: Sümpelmann
2. Vorsitzender: Gertz, jun.
Kassenvorstand: Beiseken
1. Schriftführer: Schulte
2. Schriftführer: Hackmann
3. Schriftführer: Belke, Anton

Weitere Mitglieder: Fahrsteiger Gabel, Friedrich; Sanitätsrat Dr. Siepmann; Blume; Stratmann;
Gruhs; Dietrich; Schumacher, Wilhelm; Wortmann, Heinrich; Degenhard; Brand
(Steiger); Brand (Kaufmann); Scheer, Karl; Gertz, sen; Stork, Ernst; Böllhoff, Fritz;
Granau, Heinrich; Feltmann, Wilhelm, genannt Jakobi; Netthöfel; Wippermann,Wilhelm;
Begiebing, Heinrich; Konze, Josef; Lichtenberg, Heinrich.
Im Verzeichnis des Offizierkorps, bestehend aus 15 Mitgliedern, ist vermerkt, dass mit Josef
Krämer 1913 ein General gewählt wurde. Leider ist uns von 1913 die Mitgliederzahl nicht
überliefert, muss jedoch auch sehr hoch gewesen sein. Die Mitglieder sind auf insgesamt
10 Kompanien aufgeteilt und verschiedenen Lokalen als Stammquartier zugeteilt worden und
die Kompanien sind beheimatet. (Straßennamen: Stand 2008)

1. Kompanie: Wilhelm Schumacher, Kirchlinder Str. 12 (Haus abgerissen)
2. Kompanie: Fritz Schmitz, Elsborn 2 (früher Koloniestr.)
3. Kompanie: Ww. Schumacher, danach „Zur Post“ Heinz Wibbeke, Kirchlinder Str. 18
4. Kompanie: Otto Leffler, Frohlinder Str.35
5. Kompanie: Westfalenhof Heinrich Bäcker, Frohlinder Str. 59, jetzt Haus Ratte
6. Kompanie: Heinrich Tewes, Hangeneystr. danach Haus Steffen (Haus abgerissen)
7. Kompanie: Georg Ferrow, Egilmarstr. 47, danach Haus Brandhoff, (Haus abgerissen)
8. Kompanie: Heinr. Köster, Westerwikstr.59 danach Gaststätte Sängerheim (Pohlmann)
9. Jugend-Kompanie: Georg Ferrow, Egilmarstr. 47 (Haus und Saal abgerissen)
10. Veteranen-Kompanie: Haus Böllhoff, Westerwikstr. 1

Zwei Hofdamen, zwölf Ehrendamen und zwölf Ehrenjunker garantierten mit dem Königspaar
und dem Offizierskorps bei Veranstaltungen einen festlichen Auftritt. Das Schützenfest fand
wie immer auf der 10 Morgen großen Brühsermannschen Wiese statt. Neben einem diesmal
2.000m2 großen Schützenzelt waren Schaubuden aller Art zur Auflockerung der Veranstaltung
vorgesehen. Eine Agentur schrieb dieses Fest in ganz Westfalen aus, und der Zuspruch
war enorm.
An vier Wochenenden im Juli und August gingen dem Schützenfest Übungen und Generalproben
voraus, damit beim Schützenfest auch alles klappt. Die Reporter der Zeitungen hatten
sich angesagt, und ich zitiere aus einer Tageszeitung: „Am Sonntag, den 3. August, findet
nun die letzte, zugleich Hauptübung der dem Feste vorausgehenden vier Übungen statt. Die
Begeisterung, mit welcher das Schützenregiment ins Feld zog, spricht für die glänzende Ausgestaltung
des kommenden Sonntags. Haben doch an diesem Tage der König und die Königin
ihr Erscheinen mit Gefolge, wie Hof- und Ehrendamen sowie Kammerherren zugesagt, um
das weit über 1.000 zählende Regiment zu besichtigen. Gegen 4.00 Uhr nachmittags ertönten
aus allen Richtungen Hornsignale und kurze Zeit darauf kamen sie aus allen Straßen heran
marschiert in bis zu 120 Mann starken Kompanien. Die Hauptleute zu Pferde, um sich auf
dem Hangeney zu formieren. Auf dem Sammelplatz konnte der Senior der Schützenoffiziere,
Streicher, einen Rapport von über 1.000 unter Holzgewehren stehenden Schützen erstatten.
Unter Vorantritt des gesamten Schützenvorstandes zog das Regiment jetzt nach dem Übungsplatze,
einer in der Nähe des Waldes (Dellwiger Busch) gelegenen Wiese. Kasernenhofblüten
fehlten natürlich nicht und wurden von den tausenden aus näherer und weiterer Umgebung
herbei geeilten Zuschauern mit heiteren Lachsalven quittiert. Im offenen Zweispänner fuhren
das amtierende Königspaar, Herr Brauereibesitzer Schumacher und Frau Gutsbesitzer Sümpelmann,
mit Gefolge vor und wurden von den Schützen lebhaft begrüßt. In den danach eingetretenen
Ruhepausen – es mochten an die 4.000 Personen anwesend sein – konzertierte die
Kapelle Hascke aus dem Nachbarort Marten. Das Schützenfest scheint nach diesen glanzvollen
Auftakt die vorhergehenden Feste in den Schatten zu stellen.“ So war es dann auch, der
gesamte Vorstand war zu frieden. Als bester Schütze beim Vogelschießen war Kaufmann
Heinrich Granau allen anderen Mitstreitern überlegen. Er wurde Schützenkönig 1913 und zu
seiner Schützenkönigin erwählte er sich Frau Maria Bäcker, die hoch betagt als Ehrengast
noch 1964 und 1969 zu unseren Schützenfesten erschien. Wie schon gesagt, das Schützenfest
war wieder ein großer Erfolg und mit dazu beigetragen hat die gesamte Kapelle des Infanterie-
Regiments 15 aus Minden, ein Musikkorps, das wegen seiner Leistungsfähigkeit rühmlichst
bekannt war.
Der 1. Weltkrieg unterbrach die Vereintätigkeit und erst im Jahre 1926 fanden sich auf dem
Hangeney wieder Kirchlinder Bürger zusammen, um mit vereinten Kräften 1928 wieder ein
Schützenfest zu feiern. Diese Bürger schlossen sich zur neuen 1. Kompanie zusammen und
hatten ihr Standquartier im Lokal Steffen. Schützenkönig wurde Klempnermeister Heinrich
Lattemann, der Vater unseres langjährigen Vorsitzenden. Als Königin in seinem Amt unterstützte
ihn seine Ehefrau Elisabeth.
Einige Jahre später begannen die Wirren der unglücklichen Zeit. Das gesamte Vereinsgefüge
- nicht nur das der Schützenvereine – wurde neu organisiert. Am 30. Juli 1933 hatte sich im
Lokal Bors (Schützenhof) zu der bereits bestehenden 1. Kompanie eine 2. Kompanie gebildet.
Um unter einem gemeinsamen Vorstand ein einheitliches Vereinsgefüge zu gestalten, berief
man zum 12. August eine Versammlung ein. Diese Versammlung leitete der damalige Schützenhauptmann
Dietzel. Nach Klarlegung der Stellung der Schützenvereine in Gegenwart und
Zukunft durch den Leiter des Gaues „Rote Erde“ wurde Heinrich Lattemann, jun. Als Vorsitzender
vorgeschlagen und auch einstimmig gewählt. Bereits am 25. August 1933 fand die
nächste Versammlung statt, da sich innerhalb von vierzehn Tagen drei weitere Kompanien in
Kirchlinde gebildet hatten. Der Vorstand setzte sich wie folgt zusammen:
Vorsitzender: Heinrich Lattemann, jun., 1. Kompanie
Geschäftsführer: Heinrich Bors, 2. Kompanie (gleichzeitig auch Schriftführer)
Kassenwart: Wilhelm Dietzel, 1. Kompanie
Jugendführer: Johannes Nowak, 3. Kompanie
Beisitzer; Fritz von Rönnen, 4. Kompanie
Beisitzer: Theodor Horstmann, 5. Kompanie
Die Ernennung eines Schießwartes musste ausgesetzt werden, da keine geeignete Person zu
finden war.
Standquartiere und Erkennungsfarben legte man wie folgt fest:

1. Kompanie: Wirtschaft Steffen, Farbe: weiß
2. Kompanie: Wirtschaft Bors, Farbe: rot
3. Kompanie: Wirtschaft Ferrow, Farbe: gelb
4. Kompanie: Wirtschaft Leffler, Farbe: blau
5. Kompanie: Wirtschaft Bäcker, Farbe: rot

Aufgrund von Verordnungen und Wahrnehmung anderer Aufgaben der damaligen Zeit trat
Heinrich Lattemann im März 1934 zurück. Sein Nachfolger wurde Johannes (Hannes) Konze
und dessen Stellvertreter Paul Drevermann, der nach der Wiedergründung des Vereins im
Jahre 1960 zum Alterspräsidenten ernannt wurde. Beide erhielten von den anwesenden Mitgliedern
mit über 2/3 Stimmenmehrheit das Vertrauen den Verein weiterhin erfolgreich zu
führen.
Trotzdem auf dem Grundstück von Heinrich Bors in Eigenleistung ein KK-Schießstand errichtet
wurde geht aus dem Protokollbuch hervor, dass die schießsportlichen Belange bei einigen
Kompanien zu wünschen übrig ließen. In einem Rundschreiben von 1935 prangerte der
Vorsitzende die „saumäßige„ Schießbeteiligung an und droht den einzelnen Kompanien mit
Geldstrafen. Diese Drohung hat gewirkt, weitere negative Äußerungen liegen nicht mehr vor.
Erhebliche Vorbereitungen waren zum Schützenfest 1935 erforderlich. Dieses Fest, verbunden
mit einem Kinderfest, fand auf dem Gelände von Bauer Feldmann an der Rahmer Straße
statt. Der Zeltverleiher Koch hatte auch für die Volksbelustigung zu sorgen. Schwierigkeiten
bereitete es, einen Verantwortlichen für das Kinderfest zu bekommen, den man nach mehreren
Gesprächen in Gregor Maier aus Frohlinde fand. Diskussionen bedurfte es auch des Bierpreises,
der schließlich mit 10 Pfennig pro Wertmarke festgeschrieben war.
Das Bier zu diesem Preis lieferte der Gastwirt Ferrow. Das Abschießen der Vogelinsignien
war für die Schützen eine teure Angelegenheit. Es gab zwar eine Urkunde, aber die Kosten
wurden für damalige Einkommen sehr hoch angesetzt. Es waren zu entrichten für:

• Krone: 5,00 RM
• Zepter: 4,00 RM
• Reichsapfel: 4,00 RM
• Flügel: 3,00 RM
• Kralle: 1,00 RM

Jedes anwesende Vereinsmitglied hatte für 25 Pfennig grundsätzlich einen Pflichtschuss ab zu
geben. Sollte ein Schütze eine Insignie abschießen und konnte den festgesetzten Betrag nicht
zahlen, so musste die jeweilige Kompaniekasse die Summe übernehmen. Zur Lieferung des
Holzvogels hatte der Schreiner Wilhelm Heinrichs aus Westerfilde mit 25,00 RM das günstigste
Angebot unterbreitet und erhielt auch den Auftrag.
Den Vogel von der Stange holte mit sicherem Schuss Theodor Horstmann, der mit Frl. Maria
Sümpelmann, Tochter der Schützenkönigin von 1904, das neue Königspaar bildete. Erstmals
in der Vereinsgeschichte fand Samstag und Sonntag ein Festzug statt. Der Festzug am Samstag
ist wohl der weiteste seit bestehen des Vereins gewesen und wird es auch in Zukunft bleiben.
Durch alle Straßen von Kirchlinde, selbst Spörkel (jetzt Fühlestraße), Hangeney und Bärenbruch
wurden nicht aus gelassen.
Aus gesundheitlichen Gründen legte Johannes Konze im Januar 1937 sein Amt nieder. Aufgrund
seiner Verdienste ernannte der Vorstand ihn zum Ehrenvereinsführer. Als neuer Vorsitzender
war Theodor Horstmann bis Februar 1939 verantwortlich für das ganze Vereinswesen.
Zahlreiche Sitzungen und Versammlungen prägten schon jetzt das Hauptthema, Vorbereitung
und Durchführung Schützen- und Volksfest 1938. Dieses Fest, mit Königspaar Anstreichermeister
Wilhelm Harbordt und Gertrud Overbeck, wurde in den Medien mit viel Lob
bedacht. Vorhandene Presseberichte würdigten die Aktivitäten des Vereins sehr positiv. Die
Presse schrieb damals: „Die Kirchlinder hatten sich schon lange auf dieses Schützenfest gefreut
und stürzten mit Begeisterung in den Trubel dieser Tage“. Für die Schützen gab es auch
schon das verlängerte Wochenende, denn am Samstag des Festes legte Zeche Zollern 1/3 eine
Feierschicht ein.
Der Verein erlebte in diesen Jahren wieder eine weitere Blütezeit, in 5 Kompanien waren 350
Schützen registriert. Zum Schützenfest 1938 beschaffte der Verein eine neue Fahne mit dem
damals bekanntem und nach 1945 verbotenen Emblem auf rotem Grund. Diese Fahne ging
jedoch in den Wirren bei Kriegsende verloren. Trotzdem das Schützenzelt an allen drei Tagen
bis auf den letzten Platz belegt war, weist der Kassenabschluss nur einen Überschuss von
55,82 RM aus. Nur Kurze Zeit, von Februar 1939 bis Januar 1941 konnte Heinrich Lattemann
die Führung des Vereins wieder übernehmen. Andere angeordnete Aufgaben waren wichtiger.
Als neuer Vorsitzender führte nun Otto Tiedemann die Vereinsgeschäfte. Die letzte Eintragung
im Protokollbuch datiert vom 28. Februar 1943 u.a. mit dem Hinweis, dass der Schützenverein
noch 173 Mitglieder hat.


Nach dem 2. Weltkrieg
Von der Idee, den Schützenverein Kirchlinde wieder ins Leben zu rufen, war Josef Becker,
dessen Vater 1896 Schützenkönig war, fasziniert. In seinem Vorhaben unterstützte ihn Heinz-
Josef Bors, dessen Vater langjähriger Geschäftsführer war. Mit viel Idealismus stellten sie den
Schützengedanken in den Vordergrund. In der Wiedergründungsversammlung am 20. November
1960 im Schützenhof von Heinrich Bors, zu dieser Versammlung erschienen 30 Personen,
wählte man Heinrich Lattemann zum 3. mal zum Vorsitzenden des Schützenvereins.
Als Vereinslokal und Luftgewehrschießstand blieb nun der Schützenhof lange Zeit unsere
zweite Heimat. Unter bescheidenen Verhältnissen, mit nur 2 Schießständen, stellte Schießleiter
Franz Lepenat 1961 eine Schießsportgruppe auf. Diese Gruppe hat eine große Anzahl begeisterter
Mitglieder an sich gezogen und zu guten Sportschützen ausgebildet. Freundschaftliche
Wettkämpfe mit anderen Schützenvereinen wurden gefördert, und die Teilnahme an den
Rundenwettkämpfen des Schützenkreises beschlossen.
Das erste Schützenfest nach dem zweiten Weltkrieg fand vom 29. bis 31. August 1964 auf
dem freien Gelände der Zeche Zollern 1/3 am Hermelskamp statt. Unter Federführung von
Geschäftsführer Wilhelm Klingenberg, Hauptkassierer Hubert Biermann und stellv. Vorsitzenden
Eberhard Spehr waren enorme Anstrengungen erforderlich, dieses Fest zu organisieren
und das Zelt nach den Vorstellungen des Vorstandes zu dekorieren. Aber nicht nur Dekoration
sondern auch Strom und Wasser mussten her. Das nächst gelegene Haus war mehr als
150 Meter entfernt. Der Eigentümer, Gerd Albowitz, konnte selbstlos helfen. Strom und Wasser
wurden gelegt, und nach vollbrachter Arbeit in dessen Partykeller so manches Glas geleert.
Alle Mühen und Strapazen sind von Erfolg gekrönt. Auf dieses Fest hatte die Kirchlinder
Bevölkerung lange gewartet. Der Andrang am Samstag war so riesig, dass das 2000m2
große Zelt nach einiger Zeit wegen Überfüllung schließen musste. Als Attraktion für den
Festzug verpflichtete man das Musikkorps der Schutzpolizei Dortmund und an den drei Festtagen
spielte das Polizei-Tanz-Orchester (PTO) auf. Beim Königsschießen hatte Fabrikbesitzer
Heinrich Brandhoff die sicherste Hand und regierte mit seiner Ehefrau Rösi das Schützenvolk.
Für uns alle waren sie ein vorbildliches Königspaar. Der „Große Zapfenstreich“ gespielt
vom Musikkorps der Schutzpolizei Dortmund unter Leitung von Hauptkommissar W. Stamm
und vom Trommlerkorps „Gut Klang“ Kirchlinde unter Führung von W. Vanwersch war ein
Erlebnis für alle Festteilnehmer und heute noch in guter Erinnerung bei vielen Kirchlindern.
Anlässlich unseres 70jährigen Bestehens feierten wir vom 30. Juli bis 1. August 1966 das
nächste Schützenfest. Der Vorstand beschloss, neben dem Musikkorps der Schutzpolizei
Dortmund, die Musikkapelle Zell am Ziller aus Tirol und das Trommlerkorps „Gut Klang“ zu
verpflichten. Mitglieder der Abordnung zur Verpflichtung der Tiroler wissen über die harten
und zähen Verhandlungen sowie die anschließenden feucht fröhlichen und kameradschaftlichen
Abenden im Zillertal zu berichten.
Nach harten und fairem Wettkampf konnte Metzgermeister Heinrich (Heinz) Trippe den Rest
des Vogels von der Stange holen. Er erwählte seine Gattin Anneliese zur Königin. Durch ihre
steht fröhliche Art gewannen sie in kürzester Zeit das Vertrauen der Vereinsmitglieder und
standen auch bei der Jugend hoch im Kurs. Das Schützenfest, wieder am Hermelskamp, sowie
der grandiose Festzug durch Kirchlinde waren für alle Beteiligten sicher ein Höhepunkt im
Vereinsleben.
Auch diesmal wieder auf „unserer“ Festwiese am Hermelskamp fand vom 23. bis 25. August
1969 das nächste Schützenfest statt. Der Vorstand verpflichtete wieder das Musikkorps der
Schutzpolizei Dortmund und das Trommlerkorps „Gut Klang“ Kirchlinde. Als besonderes
Bonbon kamen als Gäste aus Oberbayern die Eisenärzter Trachtenkapelle mit Schuhplattlern
und Jodlerinnen hinzu. Der 3. Schützenkönig nach der Wiedergründung heißt Fritz Nolte, der
nach sehr spannendem Schießen den Vogel von der Stange holte. Zu seiner Mitregentin erkor
er sich, es war auch nicht anders zu erwarten, seine Ehefrau Ruth. Was uns noch in der „Regierungszeit
von Fritz und Ruth bevorstand, erlebten wir Schützen schon nach dem Königsschießen.
Im kleinen Umzug marschierten wir zur ca. 500 Meter entfernten Wohnung der
beiden und ließen uns im Hof und Garten häuslich nieder. Alles was Küche und Keller zu
bieten hatte wurde vernichtet. Auch die Getränkelieferung reichte soeben aus. Der Festzug
stand im Zeichen der Oberbayern, die an allen drei Tagen durch ihre Originalität zu gefallen
wussten. Die Begeisterung der Kirchlinder Bevölkerung am Festzug war beispielhaft, denn
durch den Besuch vieler Brudervereine mit Musikkapellen konnte ein farbenprächtiges Bild
geboten werden. Das Fest wird dem beliebten Königspaar als großer Erfolg in bleibender Erinnerung
sein und den Schützenverein ermuntern, weitere Schützenfeste zu organisieren.
Danach folgende Schützenfeste in den Jahren 1971, 1974, 1976, 1979, 1982, 1985, 1986,
1989, 1992 und 1994 sind allen Beteiligten noch in so guter Erinnerung, dass es hier keiner
weiteren Betrachtung bedarf.
Im Jahre 1972 verwirklichte der Vorstand die Idee eines eigenen Vereinsheimes, da die
Schießsportgruppe terminliche und räumliche Schwierigkeiten mit einigen Gastwirten hatte.
Der mittlerweile auf vier Stände erweiterte Schießstand im Schützenhof wurde auf gegeben.
An ein gezieltes Training war nicht zu denken und eine ordnungsgemäße Durchführung von
Wettkämpfen ließ sich nur sehr schwer durchführen. Unter Federführung des langjährigen
Geschäftsführers Wilhelm Klingenberg und Ex-König Heinrich Brandhoff konnte auf dessen
Grundstück, ehemals Gaststätte Ferrow, ein ehemaliges Kino in Eigenleistung zu einem Vereinsheim
umgebaut werden. Diese Räumlichkeiten, als „Schützenhalle“ benannt, haben ein
Fassungsvermögen von 200 Personen. So führten wir jetzt neben Versammlungen und vereinsinternen
Veranstaltungen auf 6 Schießbahnen sportliche Wettkämpfe durch. Für das Königs-
und Eintagskönigschießen ab 1974 hatten wir das Glück, direkt neben der Schützenhalle
eine ca. 3.000m2 große Wiese zu nutzen. Hier hatte wieder Fritz Nolte die Verbindung geknüpft,
denn sein Jagdkollege Schulte –Schleithoff gehört dieses Grundstück.
Nach Änderung der Satzung im Jahre 1985 sind jetzt auch Frauen als Mitglieder herzlich
willkommen. Aus diesen Mitgliedern hat sich eine “schießwütige“ Damengruppe gebildet, die
bei vielen Turnieren hervorragende Plätze belegte. Einen enormen Zulauf konnten wir im
Schüler- und Jugendbereich verbuchen. Günter Granau, Charly Bolz und danach Werner
Krüger hatten mit diesen ca. 30 Jugendlichen viel Arbeit und auch gute Erfolge zu
verzeichnen. Unsere 6 Schießbahnen reichten schon lange nicht mehr aus, so dass zunächst 8
Schießbahnen und nach einem weiteren größeren Umbau 10 Schießbahnen zur Verfügung
standen. Schießen ist eine schöne Sache, wenn wenig Verantwortung zu übernehmen ist, aber
Schießleiter zu sein ist doch mit einer großen Verantwortung verbunden. So ist es nicht ver
wunderlich, dass der Verein einige Schießleiter verschlissen hat oder diese in anderen verantwortungsvolle
Funktionen berufen wurden. Als Schießleiter standen dem Verein zur Verfügung:
Olaf Schiele, Franz Lepenat, Arthur Turk, Hugo Szkudlarek, Günter Granau, Gerhard
Berger, Dietmar Schäfer und Karl-Heinz Heise. Letzterer bekleidet, mit kurzer Unterbrechung,
diese Funktion mit sehr viel Erfolg schon seit über 17 Jahren.
Auf Heinrich Lattemann als Vorsitzender folgte im März 1976 Hugo Szkudlarek, der wiederum
im Januar 1981 von Horst Dolata abgelöst wurde. Nach nur drei Wochen schmiss er das
Handtuch, da er die weitere Verantwortung für den Verein nicht übernehmen wollte.
Als sein Nachfolger stellte sich Horst Brosowsky zur Wahl und wurde im März zum neuen
Vorsitzenden gewählt. Von 27. Juni 1987 bis 27. März 1999 leitet wieder Hugo Szkudlarek
die Vereinsgeschicke und wird durch seine weiteren 12 Vorstandsmitglieder tatkräftig unterstützt.
Die alte Tradition, jährlich im Sommer ein Biwak im Westerfilder Busch auf zu ziehen, fiel
leider dem Terminplan zu Opfer. Neben jährlichen Besuchen von 10 bis 12 Schützenfesten
und Königsschießen haben unsere eigenen immer wiederkehrenden Veranstaltungen einen
festen Platz in unserem Terminkalender.


100 Jahre BSV Kirchlinde 1896 e.V.
1996, war das Jahr, in dem unser Verein einhundert Jahre alt wurde. Was machen wir, Zeltfest
ja oder nein? Entsprechend der Vorstandsentscheidung wollten wir unseren Besuchern etwas
Besonderes bieten. Dieses Vorhaben ist uns auch gelungen. Nach Verhandlungen mit der
Stadt Dortmund wurde uns der ehemalige Holzplatz am Bärenbruch der Zeche Zollern 1/3 zur
Aufstellung eines Zeltes mit Kirmesbetrieb zur Verfügung gestellt. Die gesamte Organisation
lag in den Händen von Hugo Szkudlarek. Ein Zelt- und ein Kirmesbetrieb musste für unser
Vorhaben gefunden werden. Das Festprogramm unter Mitwirkung einer Künstleragentur
musste gestaltet werden. Wochenlang zog sich die Gestaltung einer Festzeitschrift hin. Gisela
Drössler und Helga Hirlehei hatten die undankbare Aufgabe, Inserate zu beschaffen. Mit 93
Inseraten, alten Bildern, Anfragen, Angeboten und Rechnungen ab 1896 konnte die 110seitige
Festschrift, abwechselungsreich gestaltet werden. Sie wurde in gebundener Buchform und in
einer Auflage von 3000 Stück heraus gegeben. Übrigens, Anfragen, Angebote und Rechnungen
aus den Gründerjahren liegen uns im Original auch heute noch vor und sind im Vereinsarchiv
gut untergebracht. Auch mussten wir in dieser Vorbereitungszeit den frühen Tod unserer
beliebten Königin Monika 1. verkraften.
Zum Vogelschiessen am 17. August 1996 präsentierten wir den bisher größten Königsvogel
der Vereinsgeschichte mit einer Spannweite von 180 cm und einer Höhe von 165 cm. Zu erst
im Schaufenster von Schneidermeister Hubert Biermann, am Tage des Königsschießens dann
auf einem Bollerwagen unter der Begleitung des Trommlerkorps „Gut Klang“ im kleinen
Festzug der Kirchlinder Bevölkerung präsentiert. Bei Schützenwetter (warm = außen und
feucht = innen) schloss das Schiessen mit einem Kaiserschuss ab. Hermann Drössler wurde
erster Kaiser des BSV Kirchlinde 1896 e.V. Als Kaiserpaar Hermann 1. und Gisela 1. (Ehepaar
Drössler) führten sie nun bei traditionellen Ausmärschen das Kirchlinder Schützenvolk
an.
Für das Festprogramm am Freitag, 30. Aug. 1996 verpflichteten wir die „Modern Sound
Band“, das Gala- und Show-Orchester für Tanz, Show und Unterhaltung. Der Abend war ein
voller Erfolg. Eine Steigerung im Programm war für den Dorfabend am Samstag vorgesehen.
Unter dem Motto: “100 Jahre BSV Kirchlinde = 100 Minuten Gala-Show“ führte Robby
Walthes als Confèrencier, Stimmungskanone und Bauchredner durch das Programm. Unvergessen
bleiben die Ausdrücke seines Partners „Archie“ (Bauchrednerpuppe) u,a, mit „Rühr mich
nicht an“. Ein weiterer Höhepunkt im Programm waren die „Super Tells“. Peter Moretti und
Sonja beeindruckten mit Pfeil und Gewehr mit dem Tellschuss über sechs Stationen und mit
ihren Zaubereinlagen. Für Tanz und Show bis in den frühen Morgen sorgten die „Odenwälder“.
Das Programm am Sonntag konnte sich sehen lassen. Für Stimmung beim Frühschoppen
sorgte das Katastrophenorchester aus Fröndenberg, die uns als Jubiläumsgeschenk von der
Interessengemeinschaft Kirchlinder Vereine präsentiert wurden. Eine große Menschenmenge
an den Straßenrändern begleitete den Festzug, der sich aus 28 Vereinen und sieben Musikzügen
zusammensetzte. Zum Tanz spielten abends das „Kirchlinder Blasorchester“ und die
Tanz- und Unterhaltungsband „C’ est la vie“ mit Sängerin Susan Kent. Wegen schlechter
Witterung fand der „Grosse Zapfenstreich“ im Festzelt statt, ein unvergessliches Erlebnis. Ein
Böllerschuss eröffnete anschließend das 13 Minuten dauernde Feuerwerk auf dem Außengelände.
Dieses dritte Feuerwerk der Vereinsgeschichte, das erste fand 1896 und das zweite
1904 statt, war wirklich ein Genuss und bleibt in Erinnerung.
Die Jahre 1998 bis 2000 waren wieder die Regentschaft eines Königspaares. Hans-Joachim 1.
und Bärbel 1. (Ehepaar Müller) und mit ihnen eine große Anzahl von Schützenschwestern
und Schützenbrüder vertraten den Verein auf vielen Veranstaltungen befreundeter Schützenvereine.
Das wir immer gern gesehene Gäste waren orientiert sich daran, dass uns auch Einladungen
zu Veranstaltungen außerhalb unseres Wirkungskreises vorlagen. Mit Wolfgang 1.
(Voss) und Beate 1. (Sakowitz) hatte der BSV von 2000 bis 2003 das zweite Kaiserpaar in
seinen Reihen. Auch sie knüpften nahtlos an die Erfolge und Beliebtheit ihrer Vorgänger an.
Das Vogelschiessen im August 2003 war auf allen Gebieten ein voller Erfolg. Insgesamt
sechs Königsanwärterinnen bzw. –anwärter wollten den Ehrentitel Schützenkönig erwerben.
Keiner der Aspiranten schied vorzeitig aus. Unser Ex-König Hans-Joachim 1. wollte für seine
Ehefrau Bärbel den Vogelrest etwas lockerer machen und was geschah? Der Schuss war zu
genau und wir hatten mit Hans-Joachim 1. und Bärbel 1. das dritte Kaiserpaar in der Vereinsgeschichte.
Auch dieses sehr beliebte Kaiserpaar konnte sich in unserem Schützenkreis vor
Einladungen kaum retten. Bei den Ausmärschen und weiteren Veranstaltungen wurden sie
von einer Vielzahl Kirchlinder Schützen begleitet. Der in ihrer Regierungszeit ausgerichtete
Kaiserball in der neuen Schützenhalle war für alle ein Erlebnis.
Von August 2005 bis August 2007 stand mit Gerhard 1. (Bolz) und Helga 1. (Hirlehei) ein
Königspaar auf dem traditionellen Sektor an der Vereinsspitze, das durch sportliche Leistungen,
Organisationstalent und Arbeitseinsatz zum Wohle des Vereins tätig war. Ab August
2007 halten Uwe 1. und Brigitte 1. (Eheleute Piwek) die Tradition der Königspaare des BSV
aufrecht. Alle bisherigen Königs- und Kaiserpaare von 1896 bis 2007 sind aus der Majestätentafel
dieser Chronik ersichtlich.


Geplanter Wechsel in der Vereinsführung 1999
Nach insgesamt 17 Jahren als Vorsitzender des Vereins und zusätzlich 5 jähriger Tätigkeit als
Sportleiter gab Hugo Szkudlarek das Vereinszepter aus der Hand. Einstimmig wurde Hans-
Joachim Müller als neuer Vorsitzender bestätigt. Zuvor war Müller schon 2 Jahre als stellv.
Vorsitzender im Amt. Hugo Szkudlarek wurde aufgrund seiner Verdienste für den Verein
zum Ehrenvorsitzenden ernannt mit Sitz und Stimme im amtierenden Vorstand.
Im sportlichen Bereich konnten bei den Rundenwettkämpfen und Meisterschaften unseres
Schützenkreises Dortmund-West/Castrop-Rauxel und bei Turnieren befreundeter Vereine im
benachbarten Herne, Bochum und Witten sehr oft erste, zweite und dritte Plätze in den Disziplinen
Luftgewehr und Kleinkaliber belegt werden. Dies zeigt auch die stattliche Anzahl von
über 130 Mannschafts-Pokalen und eine Vielzahl von Urkunden, die in der neuen
Schützenhalle ausgestellt sind. Pokale und Urkunden der Einzelsieger und der Platzierten
(Platz 2 und 3), diese werden auf 180 Stück geschätzt, sind jedoch nicht mit gerechnet, da sie
in den persönlichen Besitz der erfolgreichen Schützen sind. Gute Ergebnisse sind kein Zufall
im Verein. Durch gezieltes Training der fünf Luftgewehr- und 2 KK-Mannschaften unter der
Sportleitung von Karl-Heinz Heise und Ernst Leuschner ist das enorme Leistungsvermögen
geschult worden.


Neue Schützenhalle
Eine große Enttäuschung für alle Vereinsmitglieder war die Kündigung unseres Schützenheims
an der Machariusstrasse durch Eigentümer und Vereinsmitglied Rolf Brandhoff (der
Sohn des 1. Königs nach der Wiedergründung) im September 2000. Seine Mitgliedschaft
wurde darauf hin schnell zu den Akten gelegt. Unser Angebot, die Schützenhalle zu erwerben,
war erfolglos. Trotz Einschaltung eines Rechtsanwaltes musste auf Grund einer richterlichen
Verfügung die Halle im Mai 2002 geräumt sein. Die 1972 in Eigenleistung von mehreren
hundert Stunden und enormen finanziellen Einsatz von Vereinsmitgliedern und durch Spenden,
wurde aus einem ehemaligen Kino eine Schützenhalle mit 10 Schiessständen, einer Bühne
und Aufenthaltsraum, musste aufgegeben werden. Aber wohin mit dem umfangreichen
Inventar und den sportlichen Geräten. Unser General Fritz Nolte wurde fündig. Durch seine
Beziehungen in seinem Bekanntenkreis war für Räumlichkeiten gesorgt. In der alten Linden-
Schule in Frohlinde sowie bei Bauer Budde in Westerfilde konnten unsere vielleicht für später
noch brauchbare Utensilien untergebracht werden. Den Rest entsorgte man in mehreren Containern.
Die Schützenhalle, die Gaststätte (früher Ferrow, danach „Haus Brandhoff“) sowie
die benachbarten Fachwerkhäuser wurden nach einiger Zeit abgerissen und auf dem ca.
2.200m2 Grundstück stehen jetzt 10 Einfamilien-Reihenhäuser.
Aber was wird aus unserem BSV Kirchlinde 1896 e.V.? Sollte sich eine über 100jährige Tradition
auflösen und der sportliche Betrieb eingestellt werden? Trotz intensiver Bemühungen
in Kirchlinde wurden geeignete Räumlichkeiten nicht gefunden. Hilfe kam von unserem
Nachbarverein BSV Rahm. Dort konnten wir in deren Vereinsheim freitags zusammen mit
den „Rahmern“ unser Schiesstraining und das gemütliche Beisammensein wieder aufnehmen.
Einigen Vereinsmitgliedern war wohl die neue Entfernung von zusätzlich ca. 1,0 Km zu weit,
und das Jugendtraining fand nur sporadisch statt. Einige schmerzliche Vereinsaustritte der
Erwachsenen und im Jugendbereich waren die Folge. Damit der Verein sich nicht auflöst,
wurden nach einigen Monaten Kontakte zur Bereitstellung eines städt. Grundstücks aufgenommen.
Da der Baubeginn der neuen Sportplatzanlage am Bärenbruch anstand, waren unsere
Bemühungen nicht fruchtlos. Unsere Ehrenmitglieder Lothar Sottmann und Willi Breuckmann
haben sich in Gesprächen mit den entsprechenden Ämtern der Stadt Dortmund und in
der Bezirksvertretung des Stadtbezirks Huckarde für unser Anliegen stark gemacht. Ergebnis:
Nach vielen Gesprächen und Vorschlägen des Vereins konnte der BSV Kirchlinde ein
2.350,0 m2 großes Grundstück auf Erbbaubasis bekommen. Jetzt lag es an den Vereinsmitgliedern
dieses Ansinnen zu genehmigen. In einer „Außerordentlichen Mitgliederversammlung“
am 20. September 2003 in den Räumen des BSV Rahm wurde der Bau einer neuen
Schützenhalle einstimmig beschlossen. Woher kommen die erforderlichen finanziellen Mittel?
Welche Bank gewährt dem BSV das erforderliche Darlehen? Nachdem bei mehreren
Mitgliedern durch monatliche Sonderspenden und die Bereitschaft von elf Vereinsmitgliedern
eine Bürgschaft zu übernehmen wichtige Voraussetzungen geschaffen waren, konnte die
Volksbank Dortmund-Nordwest e.G. dem Verein über einen Zeitraum von zehn Jahren ein
zinsgünstiges Angebot unterbreiten.
Aber, wer koordiniert das Bauvorhaben? Wer führt weitere erforderliche Gespräche? Wer
fordert Angebote an? Wer besichtigt Ausstellungsobjekte in näherer und weiterer Umgebung,
und wer verhandelt in persönlichen Gesprächen mit den Firmen und verschiedenen städtischen
Dienststellen? Da der Vorsitzende Hans-Jochim Müller noch berufstätig ist, konnte nur
ein vitaler Ruheständler diese Aufgaben übernehmen. Hierfür wurde der Ehrenvorsitzende
auserkoren, mit allen Vollmachten ausgestattet und zum „Bauleiter“ ernannt. Erstellung von
Fundament und Rohbau erfolgten durch Fachfirmen. Mit einem Team von 6 bis 10 Vereinsmitgliedern
wurde täglich tatkräftig am Innenausbau und der Außenanlage gearbeitet.
In mehr als 5.600 Arbeitsstunden entstand das „Schmuckstück“ von Kirchlinde, die neue
Schützenhalle, die jetzt Bestandteil der Sportanlage Bärenbruch ist. Damit während der
Baufase die Arbeitskraft nicht nachlässt, verwöhnten abwechselnd unsere Schützenschwestern
das Arbeitsteam mit einem deftigen Mittagessen. Ab und zu gab es auch kulinarische Köstlichkeiten,
wie z.B. Gänsebraten mit Klößen. Trotz Neulinge auf dem Gebiet haben Karl-
Heinz Heise und Uwe Piwek die Verlegung der Wand- und Bodenfliesen im Schulungsraum
(Aufenthaltsraum), Küche, Toilettenanlage und Dusche einwandfrei erledigt. Für Deckenund
Wandisolierungen, Sanitäranlagen sowie der Außenanlage zeichneten sich Charly Bolz,
Wolfgang Voss, Uwe Piwek, Karl-Heinz Heise, Lothar Sottmann, Ernst Leuschner und Günter
Vohs aus. Die komplette elektrische Installation wurde von Hans-Joachim Müller erledigt.
Für den Innenausbau mussten 900m2 Dämmwolle, 2.850 lfm. Wand- und Deckenprofile,
815m2 Rigipsplatten und ca. 15.000 Stück Schnellbauschrauben verarbeitet werden. Regelmäßige
Kontrollen zur Einhaltung der Brandschutzverordnung, Schall- bzw. Wärmeschutz
und der Auflagen des Bauordnungsamtes durch Sachverständige mussten wir über uns ergehen
lassen. Das bei all diesen Tätigkeiten auch Staub und Schmutz anfällt dürfte jedem Leser
klar sein. Der Staub, den das Arbeitsteam schluckte, wurde durch mehrere Kästen Bier und
Mineralwasser sowie einigen Fässern Bier herunter gespült. Für die Beschaffung dieser Getränke
zeigten sich Willi Breuckmann und unsere Getränkelieferanten Werner Maass und Jörg
Seelig großzügig. Für die Beseitigung von Staub und sonstigen Schmutz waren unsere Schützenschwestern
unter Leitung von Bärbel Müller, Barbara Leuschner, Beate Schröer und Helga
Hirlehei im Einsatz. Was nützt dem Verein eine neue Schützenhalle, wenn die Inneneinrichtungen
nicht vorhanden sind. Für die über 7,0m lange Thekenfront im Aufenthaltsraum zeichnete
Hobbyschreiner und Hobbymaurer Günter Granau verantwortlich. Bei Veranstaltungen
müssen wir unseren Gästen auch einfache kulinarische Köstlichkeiten wie Frikadellen, Kotelett,
Bockwurst, Mettwurst und verschieden belegte Schnittchen anbieten können. Also muss
eine Küche her. Unser stellv. Vorsitzender Gerhard Bolz zeigte sich großzügig, er kaufte die
benötigte Einrichtung. Tische und Stühle im Aufenthaltsraum, der gleichzeitig auch als Gymnastik-
und Unterrichtsraum genutzt wird, zweigte unsere damalige Kaiserin Beate Sakowitz
aus ihrem Kantinenbetrieb ab. Hocherfreut waren wir auch über eine Spende der Sparkasse
Dortmund, die uns 200 Stühle und später eine neue Beschallunganlage stiftete.
Endlich war es soweit, zur Einweihung im September 2004 bestand unser neues Domizil die
erste Feuerprobe. Alle geladenen Gäste, unter ihnen auch der Präsident des WSB, Klaus Stallmann,
sowie unsere befreundeten Brudervereine waren erschienen. So konnte dann in einem
feierlichen Akt unser Ehrenmitglied Pfr. i.R. Hubert Michels die Schützenhalle segnen und
dem Verein viel Erfolg wünschen.


Außenanlagen
Zur Errichtung der Außenanlage mussten die Auflagen des Umweltamtes und des Bauordnungsamtes
eingehalten werden. Insgesamt verarbeiteten wir u. a. 112,0 t Schotter, 84,0 t
Splitt, 94 lfm. Rasenkantensteine, 8,0m3 Betonkies, 25 Sack Zement, mehrere m3 Sand und
21.000 Stück Sickerfugenpflastersteine für 420m2 Freisitz, Feuerwehrzufahrt und Rettungswege,
wirklich eine arbeitsintensive Leistung. Hinzu kommen noch entlang der 140m langen
Grundstückseinfriedung (1,80m hoher Drahtgitterzaun) 215 Stück verschiedenartige Sträucher
und 10 Bäume, sodass hier eine mehrreihige, wild wachsende Hecke entstehen kann. Um
einen noch besseren grünen Anblick zu bekommen, und die Lücken von ca. 60 entwendeten
Anpflanzungen zu schließen, entschlossen wir uns zusätzlich 120 Sträucher und 196 Lebensbäume
zu pflanzen. All diese Materialien von Hand zu verarbeiten war nicht möglich. Unser
Schützenbruder Frank Bergau stellte seinen entsprechenden Maschinenpark, wie Lkw’s, Bagger,
Raupenlader, Rüttelplatte oder Frontlader unendgeldlich zur Verfügung, die von ihm
selbst und unserem Werner Krüger bedient wurden.
Nachdem der Fußboden des Saales mit Mipolanplatten durch eine Fachfirma ausgelegt war,
konnte die Sportleitung den 8 ständigen Luftgewehr- und Luftpistolenstand nach den Richtlinien
des Deutschen Schützenbundes errichten. Sportliches Schiessen, eigene gesellige Veranstaltungen
und Meetings Kirchlinder Vereine bestimmen jetzt den Ablauf in der schönen Schützenhalle.
Trotz sorgfältiger Planung und Änderungen während der Bauphase bzgl. Toiletten und Lagerräume
ist die Lagerkapazität für unsere sportlichen Utensilien zu knapp ausgelegt worden. In
Form einer übergroßen Garage konnten zusätzlich 102,0m3 Lagerraum geschaffen werden,
sehr zum Leidwesen unserer Finanzministerinnen Ilse Gurski und Barbara Leuschner.
Das Schützenfest 2005 war terminiert, aber immer noch keine Aussicht für einen KKHochstand.
Einen Neubau dieser Anlage mit einem Kostenaufwand von ca. 15.000,00 € hätte
unser finanzieller Rahmen nicht gestattet. Gute Kontakte des „Bauleiters“ zum Vorsitzenden
des BSV Castrop-Rauxel-Ost, Günter Esser, zeigten Erfolg. Ein dort nicht mehr eingesetzter
KK-Hochstand konnte zum Preis von einem Kasten Brinkhofff’s Nr.1 erworben werden.
Der Hochstand wurde komplett überholt und mit Hilfe der Freiwilligen Feuerwehr Deusen
in Verbindung mit dem THW konnte das 12,0m hohe Gerüst auf einem entsprechenden
Fundament aufgestellt werden. Die Anlage ist ohne Beanstandung abgenommen und eine
Dauergenehmigung liegt vor, da sie den Richtlinien des DSB entspricht. Von unserer gesamten
Grundstücksgröße sind ca. 1.500m2 Rasenflächen, die im Sommer wöchentlich zu schneiden
ist. Mit unseren vorhandenen Gartengeräten war dies ein schweißtreibender Arbeitseinsatz,
den unser jetziger Vereinsadjutant Karl-Heinz Brosowsky, (Feten-Karl), nicht länger mit
ansehen konnte. Kurz entschlossen kaufte er einen Rasentraktor, der uns jetzt die Arbeit erleichtert.
Da Arbeit hungrig macht, bestellte er sofort einen großen Gartenkamin mit von dem
das Grillgut hervorragend mundet.
Das erste Königsschiessen am 13. August 2005 auf der neuen Schützenwiese hinter der
Schützenhalle war ein voller Erfolg. Alle Besucher und unsere befreundeten Schützenvereine
waren von der Organisation und der kompletten Anlage begeistert. Der erste Schützenball am
27. August in der Halle mit Verabschiedung unseres Kaiserpaares von 2003 – 2005, Hans-
Joachim 1. und Bärbel 1. (Müller) mit anschließender Inthronisierung der neuen Kirchlinder
Schützenmajestäten Gerhard 1. (Bolz) und Helga 1. (Hirlehei) konnte feierlicher nicht mehr
besser gestaltet werden. Der brausende Applaus nach Ende der Zeremonie war Lob genug für
die Organisatoren. Leider musste bei diesen Schützenfesten auf den traditionellen Festzug
durch Kirchlinde verzichtet werden. Die Auflagen des Ordnungsamtes, die zu zahlenden
enormen Gebühren sowie die Kosten für Kapellen und Musikzügen sprengen jetzt den finanziellen
Rahmen für solche Traditionsveranstaltungen und zwangen nicht nur unseren Verein
zu dieser Maßnahme.
Beim Königsschiessen im August 2007 wurden wir vom Wettergott verwöhnt. Zahlreiche
Besucher und befreundete Schützenvereine fanden sich ein. Ganz besonders freuten wir uns
über den Besuch einer Abordnung aus Ungarn, die einen Gegenbesuch einiger VereinsmitBSV,
glieder erwiderten. Spannend wie immer gestaltete sich das Königsschießen. Unter Flutlicht
konnte sich Uwe Piwek gegen seine Mitstreiter Brigitte Piwek und Hugo Szkudlarek durchsetzen.
Zum Krönungsball 14 Tage später war die Halle bis auf den letzten Platz gefüllt. Der
Vereinsvorsitzende Hans-Joachim Müller würdigte die Verdienste des scheidenden Königspaares
mit anschließender Überreichung der Erinnerungsgeschenke. Nach der Inthronisierung
durch den Ehrenvorsitzenden und Ablegung des Fahneneides hat der BSV mit Uwe 1. und
Brigitte 1. (Eheleute Piwek) ein neues Königspaar und zusammen mit den Adjutanten
Karl-Heinz und Else (Eheleute Heise) zumindest für die nächsten zwei Jahre ein Aushängeschild,
das den BSV in der Öffentlichkeit würdig vertritt.

 

Das nächste Königsschießen fand traditionsgemäß 2 Jahre später am Samstag, den 15. August 2009 statt.

Uwe und Brigitte legten erneut an und Uwe Piwek setzte sich gegen die Konkurrenten durch.

Die Kaiserproklamation fand am 29. August in der Kirchlinder-Schützenhalle statt.

Das neue Kaiserpaar Uwe 1. und Brigitte 1. (Eheleute Piwek) zusammen mit den Adjutanten Karl-Heinz

und Else (Eheleute Heise) haben auch in diesen 2 Jahren den Verein hervorragend vertreten.

Mit Rosi I. und Oliver I (Schulte) (Reiß) folgte 2011 ein Königspaar, die ihre Regentschaft bereits 2

012 vorzeitig beendeten. Somit war der Verein 3 Jahre von 2012 bis 2015 ohne Majestäten.

Bei der Jahreshauptversammlung am 2. März 2013 wurde mit Beate Schröer erstmals in der

Vereinsgeschichte eine Frau an die Vereins Spitze gewählt. Da sich Hugo Szkudlarek stärker auf die

Aufgaben als Kreisvorsitzender konzertieren wollte, stand er als Vereinsvorsitzender nicht mehr zu Verfügung

Beim Königsschießen am 15. August 2015 schoss Jürgen Lüttecke in einem spannenden Wettkampf mit dem

207. Königsschuss den Rest des Vogels ab. Er wurde somit, nach 3 Jahren ohne Königspaar, neuer Regent des

BSV-Kirchlinde. Als Königin stand ihm für die kommenden zwei Jahre seine Ehefrau Birgit, und als Adjutanten

Doris Freihoff und Rüdiger Kathriner zur Seite. Beim Krönungsball am Samstag, den 29. August 2015 wurde

das neue Königspaar in der Kirchlinder-Schützenhalle in Amt und Würden gesetzt. Am 12. August 2017 wurde

das beliebte Königspaar Jürgen I. und Birgit I. ablösen. Thomas Müller schoss beim Königsschießen den Vogels ab.

Beim Krönungsball am Samstag, den 26. August 2017 wurde das neue Königspaar in Amt und Würden gesetzt

Als Königin nahm er seine Ehefrau Sigrid und als Adjutanten Ludgera und Bernd Rabert zur Seite.

Leider wurde auch diese Regentschaft vorzeitig beendet. 

Beim Königsschießen am 10. August 2019 holte Jügen Lüttecke den Vogel erneut von der Stange.

Das Schützenfest wurde am Samstag, dem 31. August 2019 in der festlich geschmückten und restlos ausverkauften

Kirchlinder-Schützenhalle ausgerichtet. Mit Jürgen Lüttecke und seiner Ehefrau Birgit als Jürgen I. und Birgit I.

wurde ein neues Kaiserpaar des BSV-Kirchlinde in Amt und Würden gesetzt, zu ihren Adjutanten nahmen sie sich

Tanja und Jörg Ritter. Was zu diesem Zeitpunkt noch niemand ahnen konnte, dieses sollte vorläufig die letzte

Veranstaltung in der Kirchlinder-Schützenhalle sein.

Denn im März 2020 kam die Corona-Pandemie und stellte alles, nicht nur das Vereinsleben, auf den Kopf.

Auf einmal gibt es keine Schützenveranstaltungen mehr, wir können selbst unsere Vereinsabende mit Schießsport

seit her nicht mehr, wie Jahrzehnte lang gewohnt ausüben. Das gesamte gesellschaftliche Leben ist seit dem zum

erliegen gekommen. Es mußte die geplante Jahreshauptversammlung am 18.April 2020 abgesagt werden, auch der

Ersatztermin 30.Oktober 2020 fiel der Pandemie zum Opfer. 

Wir hatten die Hoffnung, dass in 2021 wieder erfolgreich Veranstaltungen nicht nur die des Bürgerschützen-Verein Kirchlinde

in der Schützenhalle, sondern auch die der übrigen Vereine stattfinden können.

Doch dem war nicht so. Die Corona Pandemie hat den Vereinen in der Region schon heftig zugesetzt.

Keine Treffen, das Vereinsheim blieb zu und der Kontakt mit den Mitgliedern leidet seitdem auch.

Doch es kann noch schlimmer kommen. Und zwar dann, wenn in einem etwas abgelegenen Vereinsheim plötzlich eine

explodierende Wasseruhr im Bierkeller das gesamte Vereinsheim unter Wasser setzt. So geschehen im Februar 2021

beim Bürger-Schützen-Verein Kirchlinde am Bärenbruch. Im Bierlager regnete es von der Decke, weil das Wasser mit

großem Druck aus der zerfetzten Wasseruhr gegen die Decke schoss. Da zu diesem Zeitpunkt das Vereinsheim nicht regelmäßig

besucht wurde, konnte auch keiner feststellen, seit wann das Wasser austrat. Doch neben dem Bierlager standen Küche, Gaststätte

und der Feiersaal bzw. Schießstand unter Wasser. Der Schaden belief sich auf rund 66.000 Euro. Der Verein war gut versichert

und der Schaden konnte innerhalb von drei Monaten wieder behoben werden. Auch einige Mitglieder spuckten in die Hände und

halfen mit, alles wieder wie neu herzustellen. 

Eigentlich wollte der Verein im August 2021 sein 125-jähriges Bestehen feiern, doch Corona und Wasser verhinderten den geplanten Termin.

Dieses konnte dann erst in 2022 am 12 Juni mit einen kleinen Umzug durch Kirchlinde und am 18 Juni mit einer Festveranstaltung

in der Schützenhalle nachgeholt werden. Daneben konnte in diesem Jahr mit dem Dorfkönigsschießen am 26. Mai,

dem Kreiskönigsschießen am 2. Juli sowie den anschließenden Ball am 16. Juli die Veranstaltungsaktivitäten nach Corona wieder

aufgenommen werden. Leider mußte aus technischen Gründen das Eintagskönigsschießen ausfallen. Der Kaiserball von

Jürgen und Birgit konnte allerdings am 26. August wie geplant statt finden. Bedingt durch die ganzen Umstände hatte sich das Kaiserpaar

entschlossen ihre Amtszeit um 2 weitere Jahre zu verlängern, somit findet das nächste Königsschießen erst in 2023 statt.

Insgesamt hatte der Bürgerschützen-Verein Kirchlinde 1896 e.V. bis zum heutigen Tag genau 25 Königs und 5 Kaiserpaare und hoffen,

das diese Tradition auch weiter geführt werden kann.

Alle bisherigen Königs- und Kaiserpaare von 1896 bis 2023 sind aus der Majestätentafel ersichtlich.

Der BSV Kirchlinde hatte in 125 Jahren seines Bestehens bisher nur zwölf Vorsitzende

  • 1896 Eduard Brühsermann,
  • 1904 Fahrsteiger Gabel,
  • 1913 Theodor Sümpelmann,
  • 1933 Heinrich Lattemann,
  • 1934 Johannes Konze,
  • 1937 Theodor Horstmann,
  • 1939 Heinrich Lattemann,
  • 1941 Otto Tiedemann,
  • 1960 Heinrich Lattemann,
  • 1976 Hugo Szkudlarek,
  • 1981 Horst Dolata,
  • 1981 Horst Brosowsky,
  • 1987 Hugo Szkudlarek,
  • 1999 Hans-Joachim Müller,
  • 2009 Hugo Szkudlarek,
  • 2013 Beate Schöer

Ehrenvorsitzende wurden:

  • 1937 Johannes Konze,
  • 1981 Heinrich Lattemann,
  • 1999 Hugo Szkudlarek,

Zum General wurden ernannt:

  • 1896 Wilhelm Bäcker,
  • 1913 Josef Krämer,
  • 1996 Fritz Nolte
  • 2008 Hugo Szkudlarek,

- Diese Aufzeichnungen wurden im Wesentlichen von Hugo Szkudlarek in 2008 zusammengetragen und niedergeschrieben. -

Später dann durch Hans-Joachim Müller weiter ergänzt und in der jetzigen Fassung in 2023 erstellt.


Das in dieser Chronik gesagte ist für uns Kirchlinder Schützen Verpflichtung genug, die
alte Tradition zu pflegen und zu bewahren getreu unserem Wahlspruch:

„Bürgertreue – Einigkeit – Heimatliebe – alle Zeit“

Kirchlinde, im März 2008
Hugo Szkudlarek
(Ehrenvorsitzender)